Eine komplementäre Testung kann die Nachweissicherheit erhöhen.
Tumor-DNA kann aus Tumorgewebe (Gewebe-Biopsie) oder als zellfreie zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) aus Blut („Liquid Biopsy“) gewonnen werden. Jede Methode hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Die einfachere Probengewinnung aus Blut geht aufgrund der geringeren Menge an DNA mit einer geringeren Sensitivität einher.1–3
Ein negatives Testergebnis kann daher auch aufgrund der limitierten analytischen Sensitivität des verwendeten Verfahrens zustande kommen. Dies kann beispielsweise beim Nachweis der EGFR-T790M-Mutation in der Resistenzsituation nach Progress unter einem EGFR-TKI relevant sein, da die Konzentration der ctDNA in diesem Fall oft sehr gering ist.
Die oft schwierige Probengewinnung aus Tumorgewebe weist dagegen bei der Analyse eine sehr hohe Sensitivität auf. Doch ist es aufgrund der Heterogenität des Tumors oder aufgrund der
Lokalisation oft nicht möglich, eine adäquate Probe zu gewinnen, die tatsächlich einem aktiven Tumorherd entstammt.
Die komplementäre Testung erhöht die Nachweissicherheit
Der komplementäre Einsatz der klassischen Gewebebiopsie sowie der Liquid Biopsy maximiert in diesem Fall die Nachweissicherheit: Im Idealfall sollten Gewebebiopsien und eine Liquid Biopsy für den Nachweis der T790M-Mutation gewonnen werden. Bei Nachweis der T790M-Mutation kann die molekularpathologische Analyse beendet werden. Wird jedoch keine T790M-Mutation gefunden, folgt im zweiten Schritt die Untersuchung der alternativen Probe. Auf diese Weise kann die Nachweisrate im Vergleich zur Einzelanalyse (nur Gewebe oder nur Liquid Biopsy) erheblich gesteigert werden.
Abb. 1: Prinzip der komplementären Testung am Beispiel der EGFR-T790M-Testung4