HER2 ist ein Mitglied der Familie der human epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptoren (HER), zu der HER1, HER2, HER3 und HER4 gehören. Die Rezeptor-Aktivierung erfolgt bei HER1, HER3 und HER4 durch die Bindung eines extrazellulären Liganden. Diese führt zu einer Konformationsänderung, welche es den HER-Rezeptoren ermöglicht, mit anderen Mitgliedern der EGFR-Familie zu dimerisieren.1
Die Bildung von Dimeren löst eine Phosphorylierung von Tyrosinkinase-Resten in der intrazellulären Domäne des HER-Rezeptors aus.2 Dadurch werden nachgeschaltete Signalkaskaden wie der PI3K/AKT- oder der RAS/MAPK-Signalweg ausgelöst.3 Über diese Signalwege werden schließlich verschiedene Transkriptionsfaktoren im Zellkern aktiviert, welche die Gene für Zellproliferation, Zelladhäsion oder Zelldifferenzierung regulieren.4,5
Während bei HER1, HER3 und HER4 die Dimer-Bildung durch einen spezifischen Liganden vermittelt wird, kann HER2 ab einer gewissen Moleküldichte spontan dimerisieren und Homo- oder Heterodimere ausbilden.2 Das bedeutet, dass bei einer Überexpression von HER2 andere Rezeptoren der EGFR-Familie mit HER2 dimerisieren und so auch ohne Bindung ihres spezifischen Liganden aktiviert werden.
HER2-Signalwege in der Tumorentstehung (mod. nach Miri et al. 2021)8
Die Bindung von Liganden () an die extrazelluläre Domäne des HER2-Rezeptors stabilisiert die Dimerisierung zwischen HER2 und einem anderen Mitglied der HER-Rezeptorfamilie (HER1, HER2, HER3 und HER4). Durch Transphosphorylierung (P) von Tyrosinresten in den intrazellulären Domänen stimulieren die aktiven Homo- oder Heterodimere anschließend verschiedene Signalwege wie den PI3K/AKT- und/oder den RAS/MAPK-Weg. Diese nachgeschalteten Signalkaskaden führen zur Transkription von Genen, welche die Proliferation, Migration, Invasion und das Überleben von Tumorzellen steuern.8
AKT, Proteinkinase B; HER, humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor; MAPK, mitogen-aktivierte Proteinkinase; MEK, mitogen-aktivierte Proteinkinasen/extrazelluläre signalregulierte Kinasen (MEK); mTOR, mammalian target of rapamycin; PI3K, Phosphatidylinositol-3-Kinase; RAF, rapidly accelerated fibrosarcoma; RAS, Ratten-Sarkom.
Im Falle von HER2-positiven Brustkrebszellen bspw. führt eine HER2-Überexpression zur spontanen Dimerisierung von HER2 und somit zu unkontrollierter Tumorzellproliferation und -progression.9 Welcher Signalweg favorisiert wird, hängt dabei u. a. von der Zusammensetzung des HER2-Dimers, aber auch vom zellulären Kontext ab. So ist bspw. Brustkrebs eher PI3K-abhängig, während etwa andere Indikationen wie Lungen-, Eierstock- und Magenkrebs besonders MAPK-abhängig sind und daher möglicherweise anders auf die für Brustkrebs entwickelten Therapiestrategien reagieren.10
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